Interview mit Sybille und Steffen Lippert von unverpackt berlin

Sybille und Steffen Lippert versuchen schon länger u.a. mit ihrem eigenen Garten ein nachhaltiges Leben zu führen. Aus dem Ärger heraus, dass beim Kauf von Bioprodukten bisher bei ihnen immer so viel Verpackungsmüll angefallen ist und durch die Erfahrung, dass die Zero-Waste-Bewegung immer mehr Anhänger findet, haben sie sich entschlossen einen eigenen Unverpackt-Laden zu gründen. Die Eröffnung ihres Geschäftes erfolgte im Mai 2020 im schönen Berliner Stadtteil Friedrichshagen (Bezirk Köpenick) nahe des Müggelsees.

Interview:

Wie wurde eurer Unverpackt-Laden seit der Eröffnung von den Kunden angenommen? Sind es eher Stammkunden als Laufkundschaft, da der Laden ja eher am Ende der Bölschestraße liegt?

An einem Ende der Bölsche befindet sich Alnatura, am anderen Ende BioCompany. Wir würden sagen, wir liegen genau dazwischen. Seit der Eröffnung im Mai 2020 ist unser Laden gut angekommen und wird sowohl von Laufkundschaft als auch von unseren treuen Stammkunden besucht.

Welche Produkte verkaufen sich am besten?

Der Renner sind die Haferflocken. Sehr gut gehen auch lose Shampoo- und Duschbits.

Welche Produkte würden Kunden auch noch gerne bei euch kaufen, was aber aus hygienischer oder technischer Sicht (noch) nicht möglich ist?

Wir haben ein Wunschbuch im Laden liegen, wo sich jeder Kunde Produkte wünschen kann, welche es noch nicht bei uns gibt. Je nach Häufigkeit des Wunsches, versuchen wir diesen Wunsch zu realisieren. 50 bis 70% sind so schon realisiert worden. Aus hygienischer Sicht gibt es keine Bedenken. Einzig Fleisch- und Wurstprodukte wird es bei uns nie geben, aber das hat andere Gründe. (Anmerk.: Wie an anderer Stelle auf meiner Seite zu lesen steht, würde ich mir z.B. destilliertes Wasser für meine Orchideen und mein Bügeleisen wünschen.)

Auf eurer Internetseite ist zu lesen, dass die meisten Produkte in Papierverpackungen oder Pfandeimern geliefert werden. Gibt es noch Produkte, die leider nur in Einweg-Plastikbehältern geliefert werden können?

Ja, leider geht es nicht zu 100% in Papier- oder Pfandeimern, auch wenn die Produktpalette weiter wächst. So gibt es Nüsse und Cornflakes nicht in Papiersäcken, sondern in Plastiksäcken. Das hat Qualitätsgründe, so die Großhändler. Wir fragen uns zwar immer, wie man das vor 50-60 Jahren gemacht hat, als es noch keine Plastiksäcke gab, aber man trotzdem Walnüsse kaufen konnte!

Wie groß muss das Lager sein und ist dies bei herkömmlichen Geschäftsflächen ein Problem?

Wir haben ein ausreichendes Lager. Eines für Food und eines für Non-Food. Wir stapeln fast bis unter die Decke! (Anmerkung meinerseits: Der Laden befindet sich in einem Altbau.)

Was sind die Hauptgründe für die relativ hohen Preise? (Die Bio-Qualität oder liegt es z.B. am Mehraufwand, der in die Preise ja auch einberechnet werden muss?)

Du findest unsere Preise zu hoch? Du darfst unsere Preise nicht mit dem Discounter vergleichen, sondern nur mit dem Biohandel. Und da sind wir nicht teurer, manchmal sogar preiswerter. Wir haben fast nur Bioprodukte im Sortiment. (Anmerkung meinerseits: Ich hatte die Preise für einige Produkte, z.B. Reis, mit der Biomarkt-Kette gegenüber verglichen und festgestellt, dass es für diese Produkte in der Biomarkt-Kette Produkte zum gleichen Preis wie im Unverpackt-Laden aber auch günstigere Produkte gibt.)

Was wünscht ihr euch von der Politik, damit es möglich wird, dass auch ein breiteres Publikum in Unverpackt-Läden einkaufen gehen kann?

Die Subventionen für die konventionelle Landwirtschaft streichen und in die Bioproduktion stecken. Dann kauft auch niemand mehr konventionell ein.

Ich habe schon von Leuten den Einwand gehört, dass Unverpackt-Läden mit der Hygiene zu kämpfen haben sollen und deswegen nicht dort einkaufen. Könnt ihr kurz erklären, wie das Hygiene-Konzept bei euch aussieht, um hier die Befürchtungen zu entkräften?

Als Unverpackt-Laden haben wir den höchsten Hygiene-Standard von der Lebensmittelaufsicht vorgeschrieben bekommen. Daran halten wir uns natürlich. Wir haben ein ausgeklügeltes HACCP-Protokoll. Das hier im Detail zu erklären, sprengt aber den Rahmen. Desweiteren sind wir biozertifiziert und müssen auch dafür strenge Auflagen erfüllen. Aber wir finden, dass das der einzig richtige Weg ist. (Anmerk.: HACCP steht für: Hazard Analysis Critical Control Point, auf deutsch: Risiko-Analyse Kritsicher Kontroll-Punkte und bedeutet grob gesagt: Das Ziel muss es sein, Mikroorganismen, die Lebensmittelvergiftungen verursachen können, vollständig auszuschalten.)

Ca. wieviel Prozent der Produkte bezieht ihr von regionalen Anbietern?

Wir haben vier Großhändler und sehr viele weitere Händler. Wir stehen mit ca. 75 Händlern in Kontakt. Wir fördern sehr gerne neue kleine Start-Ups oder regionale Partner. Ca. ein Viertel der Produkte kommt von solchen Händlern.

unverpackt berlin

Bölschestr. 120

12587 Berlin

Öffnungszeiten und mehr unter:

www.unverpackt-berlin.com

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen